Ratgeber Schraubprofile
Antriebe von Bits oder Schraubendrehern: Schraubprofile im Überblick
Inhaltsverzeichnis
Wenn du eine Schraube festdrehen oder loslösen möchtest, nutzt du dafür eines dieser beiden Hilfsmittel: einen Schraubendreher oder einen Akkuschrauber mit Bit.
Und die gibt es mit sehr, sehr vielen verschiedenen Antrieben („Schraubprofilen“).
„Kreuz“ oder „Schlitz“ – das kennt fast jeder.
Aber wer braucht einen „Tri-Wing“ oder ein „PlusMinus“-Profil…?!
Wir verschaffen dir einen Überblick über Schraubprofile, die am häufigsten genutzt werden und am öftesten zum Einsatz kommen. Egal, ob klassische Antriebe oder spezielle Profile – hier bekommst du einen Einblick in die Varianten, die dir am meisten helfen.
1. Warum ist es so wichtig, dass es PERFEKT passt?
Dass sich eine Schlitzschraube nicht mit einem Kreuzschlitz-Schraubendreher eindrehen lässt – diese Information haut wohl niemanden vom Hocker.
Aber dass auch ein Bit, der nur wenige Millimeter zu klein oder zu groß ist, ein Problem darstellen kann – das verwundert manchen Hobby-Handwerker dann doch immer wieder…
Tatsächlich darfst du es hier wirklich ganz genau nehmen: Das Profil (von Schraubendreher oder Bit) muss zur Schraube passen. Und zwar per-fekt.
Egal, ob du mit Muskelkraft oder mit Akku-Power arbeitest – willst du die ganze Kraft nutzen, solltest du dir vorab das Profil der Schraube genau ansehen. Der Schraubenkopf entscheidet darüber, mit welchem Profil (an Schraubenzieher oder Bit) du ihn bearbeiten kannst.
Egal, ob du mit Muskelkraft oder mit Akku-Power arbeitest – willst du die ganze Kraft nutzen, solltest du dir vorab das Profil der Schraube genau ansehen. Der Schraubenkopf entscheidet darüber, mit welchem Profil (an Schraubenzieher oder Bit) du ihn bearbeiten kannst.
Mit einem auf die Schraube abgestimmten Schraubprofil
- vermeidest du, dass Akkuschrauber / Schraubenzieher ständig abrutschen
- schonst du das Material und beschädigst nichts – denn ein ausgeleierter Schraubenkopf ist mehr als ärgerlich und macht das Weiterarbeiten sehr umständlich
- eiert dein Werkzeug nicht am Kopf der Schraube herum und „dreht durch“
- hältst du die Rutsch- und Verletzungsgefahr minimal
- arbeitest du mit kleinstmöglichem Eindrehwiderstand und sorgst für eine leichtgängige Bearbeitung
- ist das Drehmoment so effizient wie möglich
- kannst du die Schraube später problemlos wieder entfernen – denn das klappt nur, wenn ihr Kopf nicht beim Festdrehen schon ausgeweitet wurde.
Deshalb ist auch klar, warum dir jeder Profi raten wird: Du brauchst eine ausreichend große Auswahl verschiedener Schraubprofile von Schraubendrehern oder Bits, mit denen du arbeitest.
So hast du sofort das richtige Werkzeug zur Hand und kannst jede Schraube problemlos ein- oder ausdrehen.
Also: Welche Profile solltest du kennen – und am besten auch haben?
2. Die absoluten Klassiker unter den Schraubprofilen: SCHLITZ und KREUZ
2.1 Schlitz (SZ)
Seine Beliebtheit und Bekanntheit ist wohl vor allem damit zu erklären, dass das Schlitzprofil eines der ersten Profile überhaupt war – denn ansonsten gibt es leider (inzwischen) einige Nachteile…
Das Profil des Schraubwerkzeugs findet nur in einem einfachen Schlitz im Schraubenkopf Halt – bzw. genauer gesagt: kaum Halt. Mit dem Akkuschrauber kannst du bei diesem Profil sehr leicht seitlich abrutschen, vor allem wenn du eine höhere Drehgeschwindigkeit nutzt. Wenn überhaupt, dann funktionieren Schlitz-Profile am ehesten mit Schraubenziehern und dem manuellen Drehen.
Einen Schraubenkopf mit Schlitz kann man wegen der schlechten Kraftübertragung schnell beschädigen – und spätestens dann ist ein herausrutschendes oder durchdrehendes Profil (bei Schraubendreher oder Akkuschrauber) leider vorprogrammiert.
Da das Drehwerkzeug nur an den zwei Außenkanten Halt findet, entstehen dort schnell scharfe Kanten, an denen man sich leicht verletzen kann.
Trotz einiger Nachteile findest du im Schlitz-Profil ein relativ einfaches und daher auch günstiges Profil, mit dem du (hautsächlich mithilfe von Schraubendrehern) kleinere Arbeiten problemlos ausführen kannst.
2.2 Kreuzschlitz: Phillips-Profil (PH)
Ein deutlich höheres Drehmoment als der Längsschlitz weist ein Kreuzschlitz-Profil (PH) auf – durch die rechtwinklig gekreuzte Form hat es im Vergleich einige Vorteile.
Bit oder Schraubendreher finden besseren Halt im PH Kreuzschlitz, die Zentrierung des Werkzeugs erleichtert das Arbeiten merklich.
Mit Blick auf andere Varianten ist die Haltefläche von Kreuzschlitz-Profilen aber immer noch vergleichsweise klein – mit einem Nachteil: die sog. CamOut-Kraft. Diese launische Sonderform der Drehkraft drückt das Schraubwerkzeug beim Arbeiten regelrecht aus dem Schraubenkopf heraus, sobald die Schraube langsam fest sitzt.
Die Folge: Du musst am Schluss mit extra viel Anpressdruck arbeiten, damit Akkuschrauber / Schraubendreher nicht ständig ihren Halt verlieren und der Schraubenkopf dabei ausgeleiert wird.
Achtung: Auch Profis kann es passieren, dass sie den PH Kreuzschlitz (Phillips) mit dem PZ Kreuzschlitz (Pozidriv) verwechseln, weil die beiden Profile sich sehr ähnlich sehen.
Warum dir das nicht passieren sollte: Arbeitest du versehentlich mit zwei verschiedenen Profilen bei Schraube und Schraubwerkzeug, dann verschleißt dein Werkzeug deutlich schneller und du beschädigst sowohl Schraube als auch Schraubendreher / Bit.
2.3 Kreuzschlitz: Pozidriv-Profil (PZ)
Kreuzschlitz ist nicht gleich Kreuzschlitz – daher lieber fachlich korrekt: Pozidriv-Profil (PZ). Zum Verwechseln ähnlich einem Phillips-Kreuzschlitz (PH), denn auf dieser Grundform basiert das Pozidriv-Profil als dessen „Weiterentwicklung“.
Durch das zusätzliche schmale Mini-Kreuz, das sternförmig in das große Kreuz integriert ist, verbessern sich die Schraubeigenschaften weiter: Das Schraubwerkzeug findet besseren Halt, Bit oder Schraubendreher rutschen weniger leicht heraus und die Kraftübertragung funktioniert besser.
Die sog. CamOut-Kraft wirkt aber leider auch bei PZ-Kreuzschlitzen, sodass das Schraubwerkzeug gerne aus dem Schraubenkopf herausgedrückt wird und du gegen Ende des Verschraubens mehr Kraft aufwenden musst.
Achtung: Man kann nicht oft genug sagen, dass es „DEN“ Kreuzschlitz gar nicht gibt. Überprüf bitte genau, ob du es bei deiner Schraube mit einem Phillips- oder einem Pozidriv-Kreuzschlitz zu tun hast – und wähle dann den entsprechenden Schraubenzieher oder Bit aus.
3. Die Gängigsten unter den Schraubprofilen: TORX und SECHSKANT
3.1 Torx
Hier sind CamOut-Kräfte kein Thema: Das Torx-Profil bleibt (im Gegensatz zu Schlitz- oder Kreuzprofilen) auch zur Mitte hin gleichbleibend breit, sodass du hier keinen größeren Anpressdruck aufwenden musst. Du behältst die volle Kontrolle über dein Werkzeug, denn Schraubendreher / Bit werden nicht wie von Zauberhand ständig weggedrückt.
Aber nicht nur, dass das Arbeiten mit spürbar weniger Kraftaufwand funktioniert: Das Torx-Profil mit seinen sechs abgerundeten Zähnchen überträgt ein wesentlich höheres Drehmoment auf die Schraube.
Dabei gibt es so gut wie nie Beschädigungen an Schraube oder Schraubwerkzeug: Bit oder Schraubendreher sitzen schön fest im Kopf der Schraube.
Und auch das nervige „Durchdrehen“ tritt bei Torx-Profilen kaum auf, sie schonen den Schraubenkopf und verhindern so, dass er ausgeleiert wird. Selbst wenn du mit einem Akkuschrauber und hohen Drehzahlen arbeitest, verhindert das sternförmige Profil ein Abrutschen des Schraubwerkzeugs.
3.2 Innensechskant
Besser bekannt ist der Innensechskant als „Inbus“.
- Funfact: Eigentlich ist diese Bezeichnung für alle Innensechskant-Profile nicht ganz korrekt, sondern nur auf die Innensechskant-Schrauben eines konkreten Herstellers bezogen gewesen – der Begriff hat sich aber inzwischen einfach eingebürgert. Ursprünglich stand der Begriff Inbus für „Innensechskant Bauer und Schaurte“
- Noch ein Funfact: Ja, es heißt wirklich Innnbus. Nicht Immmbus. ?
Die sechseckige Form dieses Profils ist definitiv schon jedem über den Weg gelaufen, der bei IKEA ein paar neue Regale oder Möbel geshoppt hat – denn Schraubwerkzeug mit dem Innensechskant-Profil ist in der Herstellung relativ günstig….
Dieses Profil wird gerne bei schweren Schraubverbindungen genutzt, die aufgrund ihrer Stärke viel tragen können.
Im Vergleich mit anderen Profilen kannst du den Innensechskant „im Mittelfeld“ einordnen: Die Kraftübertragung funktioniert bei diesem Profil deutlich besser als z.B. bei den Kreuzschlitz-Profilen – er überträgt aber kein so hohes Drehmoment wie etwa ein Torx-Profil.
Auch die sog. Kerbwirkung ist bei Innensechskant-Profilen eher hoch: Das führt zu schnelleren Verformungen der Schraube.
Häufiger findest du bei diesem Profil Schraubendreher (Inbusschlüssel, Winkelschlüssel), bei Akkuschrauber werden entsprechende Bits nicht ganz so häufig genutzt.
3.3 Außensechskant
Der zweite „Sechskant“: Die sechseckige Form befindet sich bei diesem Profil eben außen. Die Unterscheidung zum Innensechskant-Profil ist sehr einfach – du siehst es schon daran, dass das Schraubwerkzeug den Kopf der Schraube von außen umfasst.
Angewandt werden Außensechskant-Profile vorwiegend bei Sechskantschrauben, die es als Holz- oder metrische Schrauben gibt. Für sie werden Schraubenzieher allerdings so gut wie nie genutzt: Handwerker verarbeiten diese Schrauben in den allermeisten Fällen mit Maulschlüsseln oder Steckschlüsseln / Ratschen (mit den dazugehörigen Stecknüssen). Schraubendreher mit Außensechskant-Profil gibt es zwar – sie werden aber nur selten genutzt.
Genau wie der Innensechskant hat auch das Außensechskant-Profil das Problem der verhältnismäßig schlechten Kraftübertragung. Verformte Schrauben sind auch hier leider keine Seltenheit.
4. Nicht ganz so bekannt, aber praktisch bei Spezialfällen: SPEZIELLE Schraubprofile
4.1 Vielzahn (XZN)
Dem Torx-Profil sehr ähnlich, aber mit noch mehr Nocken versehen ist das Innenvielzahn-Profil (XZN). Durch die hohe Anzahl – zwölf sehr feine Zähne sind es nämlich – kann das Profil auf einer relativ breiten Fläche Kraft aufnehmen. Sollen sehr hohe Drehmomente übertragen werden, setzen Profis auf den Vielzahn. (Insbesondere Profis in der Automobilbranche, übrigens.)
Einen Nachteil haben die besonders feinen Zähnchen leider auch: Schmutz, denn den vertragen sie gar nicht gut. Setzen sich kleine Verschmutzungen in den feinen Konturen des Profils ab, kann das Schraubwerkzeug nicht bündig ins Profil der Schraube eindringen; Beschädigungen des Schraubenkopfes sind die Folge.
4.2 Torq Set
Wie die Flügel von Windmühlen, etwas versetzt, sind die vier Zähne des Torq-Set-Profils angeordnet – und werden wegen ihrer Form optisch schnell mit Phillips-Kreuzschlitzen verwechselt.
Aber natürlich kann ein Kreuzschlitz-Werkzeug die Schrauben nicht fassen – deswegen wird das Torq Set manchmal wie ein Sicherheitsprofil eingesetzt. Vor allem in der Luftfahrt schützt es Schrauben vor dem Zugriff durch unautorisierte Personen.
4.3 Tri-Wing
Eine ähnliche Variante wie das Torq-Set-Profil bietet der Tri-Wing – allerdings mit drei Flügeln.
Bits mit Tri-Wing sind nicht mehr allzu verbreitet, da sie ihren ursprünglichen Zweck – wie eine Sicherheitsschraube zu fungieren – nur noch schlecht erfüllen, seit die passenden Schraubendreher frei zugänglich wurden.
Wo das Profil aber – abseits der Sicherheitsfunktion – noch oft Verwendung findet: bei (kleineren) elektronischen Geräten oder Spielkonsolen wie zum Beispiel dem Nintendo Game Boy.
4.4 Spanner / Snake-Eye
Bei uns als „Spanner“, in den USA als „Snake Eye“ bekannt: Das Profil mit den zwei kleinen, eckigen Nasen. Da sich das Schraubwerkzeug auf Schrauben mit diesem Profil recht schwer aufsetzen lässt, werden Spanner-Profile hauptsächlich als Sicherheitsschrauben / -profile genutzt.
Das Gute: Dieses Profil mit seinem sehr massiven Schraubenkopf lässt Dieben oder unautorisierten Personen kaum eine Chance.
Das Schlechte: Manchmal verzweifeln auch Hobby-Handwerker daran, weil auch sie es echt schwer haben, ihr Schraubwerkzeug aufzusetzen.
Leider funktioniert hier die Kraftübertragung nicht ideal, auch hohe Drehmomente werden nicht gut übertragen. Im Industrie- und Handwerksbereich setzen die Profis daher eher auf andere Profile.
4.5 Vierkant
In den USA und in Kanada ein geliebter Klassiker, bei uns ein veralteter Oldie. Wahrscheinlich ist er deswegen auch bei uns eher mit seinen amerikanischen Namen bekannt: „Square“ oder „Robertson“. Schutz gegen unautorisiertes Öffnen bietet der Vierkant leider so gut wie gar nicht. Auch in der Übertragung von Drehmomenten ist er kein Meister.
4.6 „PlusMinus“ – SL/PH und SL/PZ
Eine praktische Mischung aus zwei Profilen stellt diese Lösung dar. Der SL/PH kombiniert das Schlitz-Profil mit dem Phillips-Kreuzschlitz – der SL/PZ den Schlitz mit dem Pozidriv-Kreuzschlitz.
Die praktischen Kombiprofile „PlusMinus“ oder auch „Xeno“ sind im Elektronik-Bereich sehr verbreitet und werden z.B. für Schaltschränke, Sicherungskästen oder Relais gebraucht.
Drehmomente werden kraftvoll übertragen und auch das Herausrutschen aus dem Schraubenkopf kommt hier sehr selten vor.
Und jetzt?
Weitere Tipps für Sparfüchse und Insider-Liebhaber gefällig?
5. Unsere REIDL-Tipps für dein Schraubwerkzeug-Sortiment
Sets und Sätze
Sowohl Schraubendreher als auch Bits kannst du dir direkt in praktischen Sets zulegen. Eine Anschaffung, die sich nicht nur für Profis lohnt, sondern für jeden Haushalt!
Mit diesen von Kennern zusammengestellten Sets bekommst du eine praktische Auswahl aller gängigen, klassischen und oft genutzten Bits oder Schraubendrehern.
Für verschiedenste Anwendungen, von allgemeinen Standard- bis hin zu professionellen Spezial-Sets, von kleiner und feiner bis zur umfassenden XXL-Auswahl:
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Schraubendreher mit Bitaufnahme
Gängige Schraubendreher sind mit einem fixen Schraubprofil ausgestattet – jede neue Schraubenvariante verlangt also auch einen neuen Schraubendreher.
Sehr praktisch, um im Handwerkskoffer Platz zu sparen sind daher Schraubendreher, die das Wechselprinzip von Akkuschraubern übernommen haben und selber mit verschiedenen Bits funktionieren. Praktisch, platzsparend und easy zu wechseln: Schraubenzieher mit Bitaufnahme!
Und: Die Bits, die du dir für deinen Akkuschrauber sowieso schon zugelegt hast – die kannst du damit gleich doppelt nutzen.
Noch mehr Schraubendreher…?
Unsere Schraubenzieher können mehr, als dich mit ihrem Profil zu überzeugen.
Auch hier ist die Reidl-Auswahl gigantisch: Unser Shop beinhaltet normale oder lange Varianten, speziell für den Elektrobereich natürlich VDE- oder ESD-geprüfte Modelle und du kannst sogar zwischen verschiedenen Griffen wählen, z.B. Längs-, Quer- oder Winkelgriffe.
Noch mehr Bits…?
Bits funktionieren sowohl in Akkuschraubern, wie auch in Schraubenziehern (Bit-Handhalter oder Schraubendreher mit Bitaufnahme). Für die Arbeit mit dem Akkuschrauber solltest du dir einen vernünftigen Bithalter zulegen, damit dich das Auswechseln der Bits nicht lange aufhält. Auch magnetische Bithalter sind ein Segen, wenn du deine Finger (grade am Anfang, bevor die Schraube „greift“ und du sie festhalten musst!) schonen willst oder du z.B. auf Baustellen mit nur einer Hand arbeitest.
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